2017
In "das Gedächtnis des Wassers".
Bartholomäus Sailer: "Ich darf darin die Rolle des Mike, des verheirateten Liebhabers von Mary spielen und das hat die Probenarbeit geprägt: Als Schauspieler schlüpft man ja sozusagen in eine andere Haut. Und natürlich fühlt sich das besser an, wenn die Rolle ein „angenehmer“ Mensch ist. Angenehm,weil er den eigenen Verhaltensweisen und moralischen Maßstäben weitgehend entspricht und was mir auch im eigenen, im „wahren Leben“ wichtig ist: Harmonie, Konsens, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Treue. Ich mag‘s gerne, wenn alles im Gleichgewicht ist.
Die Sehnsucht „ein guter Mensch zu sein“, musste ich für den Mike leider aufgeben. Mein Regisseur beschrieb ihn als einen „ehebrecherischen Großkotz“, der es gewohnt ist „in Beruf und Familie den Chef zu spielen“, der „um sich selbst kreist“ und dessen Wahrnehmung sich ausschließlich mit der eigenen Person und den eigenen Bedürfnissen beschäftigt. In punkto Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Treue war da leider nicht viel herauszuholen. Dieser Mike ist ein Egoist, der sich nicht entscheiden kann und will, einfach weil es viel bequemer für ihn ist. Er hört sich gern reden, am liebsten wenn er Vorträge hält. Und natürlich kann es ja auch schön sein, auf der Bühne mal das Gegenteil von sich selbst zu sein.
Dass ich meine Rolle plötzlich übergestreift hatte, merkte ich, als mein Regisseur auf einmal sagte: „Bleib bitte freundlich, mach nicht zu viel! Mary muss einen Grund haben, Dich zu lieben. Der Zuschauer merkt schon, was für ein Windhund du bist!“ Und siehe da: Auch diese Rolle gefiel mir zusehends... Dieser Mike braucht Mary, er braucht seine Familie, er braucht die Anerkennung in seinem Beruf und er fühlt sich wohl, wenn er nicht gezwungen ist, sich zugunsten des einen gegen etwas anderes zu entscheiden. Er mag es, wenn alles im Gleichgewicht ist.
Da haben wir ja dann doch etwas gemeinsam."